- Oktober 2016, Pokhara/Nepal
Ein zweites Hallo aus Nepal!
Nun sind bereits 2 Wochen in Nepal vergangen – eine ereignisreiche Zeit:
Wir verbrachten eine Woche in Dedhgaun, dem Ausgangspunkt von Friends of Children und Zentrum unserer Projektregion. Neben kurzen Besuchen in einzelnen Projekten galt der Aufenthalt größtenteils Dashain, dem großen Fest. Doch dazu gleich mehr.
Direkt an Tag nach der Anreise fand das jährliche Treffen des nepalesischen Partnervereins statt. Ich war begeistert von der Veranstaltung.
Trotz starken Regens am Morgen machten sich über 40 Mitglieder des Vereins auf einen bis zu 2stündigen Fußmarsch auf, um teilzunehmen. Es wurde das letzte Projektjahr ausgewertet und die neuen Planungen vorgestellt, der Kassenbericht verabschiedet sowie ein neuer Vorstand gewählt.
Dabei konnte auch ich an einigen Diskussionen teilhaben und war erfreut zu bemerken, dass sich unsere nepalesischen Partner mit denselben Punkten auseinandersetzen, die uns auch in Deutschland beschäftigen: „Follow Up´s“, also die langfristige Auswertung unserer Projekte (dazu werde ich in den nächsten Wochen mit den Partnern Auswertungssysteme erstellen), die Akquirierung weiterer Fördermöglichkeiten, Vernetzung mit Organisationen mit anderen Schwerpunkten sowie der Einsatz von freiwilligen Helfern aus Deutschland in der Region.
Bei dem neuen Vorstand bleibt zu erwähnen, dass Frauen in sozialen Organisationen laut nepalesischem Gesetz mindestens 33% der Plätze einnehmen müssen, sonst gibt es keine erneute Registrierung. Die Frauen im Verein sind äußerst aktiv und bei Diskussionen gleichwertig beteiligt.
In den darauffolgenden Tagen besuchten wir noch diverse Veranstaltungen, die zu Dashain stattfanden (z.B. ein großes Fest an einer Schule, veranstaltet durch den örtlichen Jugendclub), die örtliche Gesundheitsstation (mit Live-Geburt im Nebenraum) und ich nahm an diversen Gesprächen mit Dörflern teil, die Feedback zu unseren Projekten gaben.
Neben dem Projekt stand unser Aufenthalt aber ganz im Zeichen von Dashain. Für unsere Freunde und Familien im Dorf war es eine große Freude und für uns eine riesige Ehre, die Feiertage gemeinsam zu zelebrieren. Speziell der 8te und 9te Tage des Festivals sind die Tage des „Schneidens“, wie die Nepalesen es nennen. Ein Wasserbüffel verlor vorm Haus der Nachbarn zuerst mit einem gezieltem Schlag seinen Kopf und wurde anschließend zerlegt.
Ein ziemlich blutiges Unterfangen, aber faszinierend, dass wirklich alles an den Tieren verwertet und genutzt wird (für uns sehr seltsam, z.B. Speiseröhre im eigenen Blut gekocht, zu probieren – es gehört eindeutig nicht zu meinen Favoriten und wird eine einmalige Erfahrung in meinem Leben bleiben). Es wurde 2 Tage lang gekocht, gegrillt, getrocknet, eingelegt, geräuuchert…Dashain ist für die Nepalesen das Fest des Fleischessens, was auch ausgiebig und regelmäßig getan wird – und des ebenso ausgiebigen Genusses von Alkohol (vor allem des selbstgebrauten und uns bereits vertrauten „Roksy“, ein Schnaps der seine Gefahren birgt).
Am 10ten Tag bekommt man traditionell vom Vorstand des Hauses eine besondere Tikka aus Reis auf die Stirn als Zeichen für viel Glück, ein kleines Geldgeschenk als Zeichen für finanzielle Sicherheit sowie alle erdenklich guten Wünsche für das kommende Jahr. Bei unserer Familie fand dies nicht statt, da im letzten Jahr die Großmutter verstarb – in einem solchen Fall verzichtet die Familie zu Dashain auf neue Kleidung und die Tikka, um den Verstorbenen Respekt zu zollen.
Als Gäste folgten wir Einladungen von Freunden und wanderten wie die Nepalesen von Haus zu Haus, um gesegnet und reichlich mit Essen und Roksy bewirtet zu werden. Eine Zeit voller Herzlichkeit und ausgiebigen Lachens.
Schön zu erleben, dass auch meine Reisebegleitung Nadine die Zeit in Nepal und im Dorf sehr genießt und wie selbstverständlich in die Familie aufgenommen wurde.
Zurück in Pokhara, nach einer absolut nepalesischen Busfahrt mit einem atemberaubenden Blick auf die Berge und 17 Ziegen auf dem Busdach, genießen wir nun ein paar Tage Urlaub, bevor wir nach Kathmandu aufbrechen, um ein wenig Sightseeing zu machen und ich Nadine verabschieden muss. Ich harre jedoch schon freudig der baldigen Ankunft meiner Schwester Angnes, die mich ab Anfang November zwei Wochen in meiner neuen Heimat begleiten wird.
Ein herzliches Namaste aus Nepal!
Euer Raphael
Bei Fragen oder Ideen: Mail an info@foc-nepal.de oder direkt an mich via raphael.ott@foc-nepal.de